Macht ohne Haftung: Wenn echte Führung bestraft wird
Warum manche Führungskräfte perfekte Systeme bauen, um nie führen zu müssen
Ein Bereichsleiter beauftragt mich für ein Teamcoaching: „Wir haben eine strukturelle Änderung vor uns und die Teams sollen besser zusammenarbeiten.“ Eine typische Anfrage, bis ein Blick unter die Haube zeigt, was dort System hat:
Der Bereichsleiter koordiniert nur. Die Teamleiter haben keine Budgetverantwortung. Die Abteilungsleitung mischt sich nicht in operative Führung ein. Die Freelancer setzen nur um, was beauftragt wird.
Da können die Teams noch so gut gecoacht werden, solange diese Vermeidung Strategie hat.

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(Mit NotebookLM erstellt)
Die systemische Brille: Was löst diese Führungslosigkeit?
Meine systemische Perspektive zeigt: Das ist kein Versehen. Das ist systemisch bedingt – man überlässt den Strukturen, was eigentlich Führungsarbeit wäre.
Diese Führungs-Vermeidung löst real existierende Probleme:
Das Haftungs-Problem: Wer führt, wird zur Rechenschaft gezogen. Das System eliminiert dieses Risiko für alle Beteiligten.
Das Entscheidungs-Problem: Schwierige Entscheidungen sind unangenehm. Das System lagert sie an „Experten“, „Prozesse“ oder „Abstimmungsrunden“ aus.
Das Konflikt-Problem: Das System produziert systematisch Sündenböcke (meist das operative Team), die alle Frustrationen absorbieren.
Die kulturelle DNA dahinter? „Wer führt, wird bestraft.“ Diese unsichtbare Grundannahme hat ein ganzes Ökosystem der Verantwortungslosigkeit geschaffen.
Der Freelancer-Schutzschild: perfekte Verantwortungsvermeidung
Besonders raffiniert wird es, wenn sich Führungskräfte mit externen Dienstleistern umgeben. Freelancer können nicht immer ehrlich hinterfragen (sonst war es das im Zweifel mit der Beauftragung) und bilden das perfekte Verantwortungsschild:
Bei Erfolg: „Unsere kluge Koordination.“
Bei Misserfolg: „Die Agentur war nicht die richtige.“
Während Sie koordinieren, verbrennt Ihr Team Motivation und Deadlines. Aber Sie bleiben sauber.
Die Kosten der systematischen Führungslosigkeit
Falls Sie sich wiedererkennen – rechnen Sie mal:
- 50.000€+ pro Jahr für externe Berater, die Ihre Führungsarbeit machen
- 30% Produktivitätsverlust durch endlose Abstimmungsrunden
- Die besten Leute gehen zu Unternehmen mit echter Führung
Das teuerste System ist dasjenige, das vorgibt zu führen, aber systematisch Führungslosigkeit kultiviert.
hinter der Führungslosigkeit
Die systematische Verantwortungs-Vermeidung entlarvt ein tieferes Problem: Statt Führung aktiv zu gestalten, hofft man auf die „natürliche“ Wirkung von Strukturen und Prozessen (oder dem Return to Office).
Echte Führung entsteht nicht durch Organigramme, sondern durch das bewusste Übernehmen von Verantwortung für Menschen und Ergebnisse. Viele Führungskräfte produzieren endlos Kommunikation über Führung, schaffen aber keine Gelegenheiten für echte Führungshandlungen.

Wie Sie aus dem Teufelskreis aussteigen
1. Die Kultur beim Namen nennen
„Wir haben eine Kultur entwickelt, in der Führung bestraft wird. Das kostet uns unterm Strich richtig viel Geld!“
2. Verantwortungsflüsse sichtbar machen
Zeichnen Sie auf: Wo sammelt sich Macht, wo zerstreut sich Haftung? Die Lücken zeigen Ihnen die systematischen Vermeidungsstrategien.
3. Neue Grundannahmen entwickeln
Von „Wer führt, wird bestraft“ zu „Wer führt, wird unterstützt.“ Das erfordert kulturelle Arbeit, nicht strukturelle Änderungen.
4. Systemisches Coaching statt Symptom-Behandlung
Teams können nur so gut funktionieren wie das Führungssystem, in dem sie operieren. Teamcoaching ist hocheffektiv – aber nur, wenn parallel die Führungsebene und die dahinterliegenden Systeme mitgecoacht werden. Sonst müssen Menschen aushalten, was die Führungsstruktur täglich kaputt macht.
Die systemische Frage, die alles verändert
Erfolgreiche Führung wird nicht die sein, die perfekte Ausreden entwickelt, sondern die, die gelernt hat, echte Verantwortung zu übernehmen und zu kultivieren.
Deshalb meine Frage an Sie:
Was würden Sie tun, um echte Verantwortung in Ihrem Bereich zu schaffen, wenn Sie keine Strukturen zum Verstecken hätten?
Diese Antwort könnte der Schlüssel zu einer Führung sein, die Menschen wirklich führt – statt sie nur zu koordinieren.
Übrigens: Diese Systeme der Führungsvermeidung entstehen selten aus Bequemlichkeit. Meist sind sie intelligente Antworten auf überwältigende Komplexität, unrealistische Erwartungen oder schlicht Überforderung.
Die Kunst liegt nicht darin, diese Muster zu verurteilen, sondern zu verstehen – und dann gemeinsam neue Wege zu entwickeln, die sowohl den Menschen als auch dem Unternehmen gerecht werden.

Ines Schaffranek
Systemische Teamcoaching + Führungskräfteenwicklerin
Ines ist Sparringspartnerin für Führungskräfte, die in komplexen Systemen navigieren. Nach ihrem Kulturwissenschaftsstudium und Jahren der Beobachtung, wie Teams sich selbst sabotieren, hat sie ihre Mission gefunden: Zusammenarbeit so zu gestalten, dass Menschen aufblühen statt ausbrennen. Seit 2019 begleitet sie als systemischer Teamcoach (ORSC) Organisationen beim Debugging ihrer Führungskultur. Privat tauscht sie Systemtheorie gegen Schwerkraft – beim Rollerskating in Rampen, wo Fehler sofort spürbar werden.
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