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CIA-Pizza-Index:

Warum Ihr Team längst sendet, was Sie übersehen

Der Pentagon-Pizza-Index: Schwache Signale mit starker Aussagekraft

Anfang Juni griff Israel den Iran an. Doch eine Stunde vorher gingen bereits die Signale los – nicht in den Nachrichtenkanälen, sondern bei den Pizzerien rund um das Pentagon.

Bereits 1990 erreichten die CIA-Pizza-Bestellungen mit 21 Pizzas am 1. August einen Rekord – einen Tag bevor der Irak Kuwait überfiel.

Die sowjetischen Geheimdienste nannten es „Pizzint“ (Pizza Intelligence) – die systematische Beobachtung von Essenslieferungen als Frühwarnsystem für amerikanische Militäraktionen.

Führungskraft vor einem Radar und Pizzateilen

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(Mit NotebookLM erstellt)

Ihr Team sendet auch Signale.

Nur erkennen Sie sie wahrscheinlich nicht. Dabei bieten diese „schwachen Signale“ – wie Igor Ansoff sie nannte – „inexakte und vorausahnende Hinweise auf Ereignisse, die wahrscheinlich in der Zukunft auftreten und starke potentielle Auswirkungen auf die Organisation haben“. Die Pentagon-Pizza-Bestellungen sind perfekte schwache Signale: schwer zu interpretieren, aber mit enormer Vorhersagekraft.

Ihr Team als System: Kommunikation verrät alles

Teams sind kommunizierende Systeme. Jede Slack-Nachricht, jedes Meeting, jede E-Mail ist Teil eines kontinuierlichen Kommunikationsstroms, der das System Team konstituiert und erhält. Wie Niklas Luhmann erkannte: Systeme beobachten sich selbst – und geben dabei permanent Signale über ihren Zustand ab.

Das Problem: Während Sie auf „laute“ Signale wie destruktive Konflikte oder Kündigungen, funkt Ihr Team längst schwache Signale, die Sie verpassen. 

Die Lösung: Team Toxins als Frühwarnsystem nutzen.

Die 4 Team Toxins: Ihr Radar für toxische Kommunikation

In meiner ORSC-Ausbildung (Organization and Relationship Systems Coaching) lernte ich ein Framework kennen, das auf den Forschungen von John Gottman basiert. Es gibt vier toxische Kommunikationsmuster, die das Team-Miteinander vergiften. Jedes Toxin sendet spezifische schwache Signale aus – wenn Sie wissen, worauf Sie achten müssen.

🎯 Toxin 1: Blaming/Criticism – Der Angriff auf die Person

Das Muster: Angriffe auf die Person statt auf das Verhalten. „Sie sind immer…“ statt „Dieses Verhalten war…“

Schwache Signale, die Sie übersehen könnten:

  • Slack-Forensik: „@Person, Du hast schon wieder…“ wird häufiger
  • CC-Ketten: E-Mails mit immer mehr Empfängern als stille Anklage
  • Meeting-Pattern: Eine Person wird systematisch für Probleme „verantwortlich gemacht“

🛡️ Toxin 2: Defensiveness – Die permanente Rechtfertigung

Das Muster: Ständiges Pushback, Argumentieren, Verweigerung der Verantwortungsübernahme.

Schwache Signale, die Sie übersehen könnten:

  • Disclaimer-Inflation: „Das war nicht meine Entscheidung, aber…“ wird Standard
  • Dokumentations-Overkill: Plötzlich werden alle E-Mails zur Absicherung geschrieben
  • Meeting-Rituale: Immer die gleiche Person rechtfertigt, andere schweigen
  • Sprach-Pattern: „Ja, aber…“ wird zur häufigsten Antwort

😤 Toxin 3: Contempt – Die subtile Verachtung

Das Muster: Sarkasmus, Zynismus, Herablassung, „Witze“ auf Kosten anderer.

Schwache Signale, die Sie übersehen könnten:

  • Emoji-Sarkasmus: 🙄😏 als Standard-Reaktion in Chats
  • Video-Call-Forensik: Eye-rolling, wenn bestimmte Personen sprechen
  • Humor als Waffe: „Witze“ über Kollegen werden häufiger und bissiger
  • Ton-Shift: Professionelle Höflichkeit wird eisig kalt

🚪 Toxin 4: Stonewalling – Der Rückzug ins Schweigen

Das Muster: Kommunikation wird eingestellt, Silent Treatment, Verweigerung der Teilnahme.

Schwache Signale, die Sie übersehen könnten:

  • Status-Pattern: „Busy“ ist dauerhaft aktiviert bei bestimmten Personen
  • Response-Time-Shift: E-Mails werden erst nach Tagen beantwortet
  • Meeting-Geister: Körperlich anwesend, mental abwesend
  • Ein-Wort-Kommunikation: „Ok“, „Ja“, „Verstanden“ statt Elaboration

Wenn Team Toxins erkannt werden: Meta-Kommunikation

Wenn Sie Team Toxins beobachten, hilft am besten eine Unterhaltung darüber. In dieser Meta-Kommunikation wird das Verständnis für diese Muster überhaupt erst geweckt, ohne dass es zu Beschuldigungen kommen sollte.

Der entscheidende Punkt: Durch das Wissen über dieses Verhalten können ehrliche Gespräche über die Ursachen geführt werden.

Damit das Gespräch über toxische Kommunikationsmuster geführt werden kann, hat es sich in meiner Praxis bewährt, das Konzept und den ehrlichen Austausch in Form von einem lockeren, aber effektiven Workshop einzuführen. Sprechen Sie mich gerne dazu an.

Ihre nächsten Schritte

Schwache Signale werden nur dann zu starken Frühindikatoren, wenn Sie systematisch hinschauen.

  1. Beobachten Sie Ihren Arbeitsalltag: Können Sie Team Toxins in Ihrem eigenen Team – oder bei sich selbst – feststellen?
  2. Meta-Kommunikation führen: Sprechen Sie mit Ihrem Team über die Art, wie Sie kommunizieren. Nicht vorwurfsvoll, sondern neugierig.
  3. Externe Unterstützung: Falls Sie die Muster erkennen, aber unsicher sind, wie Sie sie professionell ansprechen – als Teamcoach unterstütze ich Sie gerne dabei, diese Gespräche (und Workshops) erfolgreich zu führen.

Die Pentagon-Pizza-Lektion: Geheimdienste investieren Millionen in Schwachstellen-Analyse. Sie könnten mit einem aufmerksamen Blick in Ihr nächstes Meeting anfangen.

Ihr Team sendet permanent Daten über seinen Zustand aus. Die Frage ist nicht, ob Sie sie lesen können – sondern ob Sie bereit sind für das, was Sie finden.

Ines Schaffranek

Ines Schaffranek

Systemische Teamcoaching + Führungskräfteenwicklerin

Ines ist Sparringspartnerin für Führungskräfte, die in komplexen Systemen navigieren. Nach ihrem Kulturwissenschaftsstudium und Jahren der Beobachtung, wie Teams sich selbst sabotieren, hat sie ihre Mission gefunden: Zusammenarbeit so zu gestalten, dass Menschen aufblühen statt ausbrennen. Seit 2019 begleitet sie als systemischer Teamcoach (ORSC) Organisationen beim Debugging ihrer Führungskultur. Privat tauscht sie Systemtheorie gegen Schwerkraft – beim Rollerskating in Rampen, wo Fehler sofort spürbar werden.

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